BAD HONNEF. Jede Menge kostümierte Jecke, auf der Bühne alles, was die Honnefer Karnevalsgesellschaften an Tanzcorps zu bieten haben, und das Aegidienberger Prinzenpaar sorgten für eine gelungene Marktschau.
Herrlich kostümierte Jecke auf dem Rathausplatz, die mit der Sonne um die Wette lachten und sich schon mal warm schunkelten für den Zoch. Auf der Bühne alles, was die Honnefer Karnevalsgesellschaften an Tanzcorps zu bieten haben, und dazu das Aegidienberger Prinzenpaar. Eine Marktschau nach Maß. Draußen fast Sonnenbrandgefahr, nur im Rathaus – da wurden einige blass. Dort tagte das Narrengericht. Sogar vom Karzer war die Rede.
„Lieber gehe ich eine Nacht in den Knast“, wehrte sich Angeklagte Ursula Voll gegen die saftige Strafe wegen ihres komischen Karnevalshütchens. „Ja, in den Rathauskeller“, meinte Richter Gerd Papenbrock. „Nein, in das Hontes.“ Keine Nachsicht übte Staatsanwältin Heike Scheel. Die machte nämlich eine dicke Kungelei zwischen Voll und Papenbrock aus. „Hier handelt es sich um Lehrerin und Schüler, hier wird geschummelt.“
Wenn Ursula Voll bis dahin auf Verteidiger Willi Millinghaus gehofft haben könnte – nix da, der war mit jedem Strafmaß für die Delinquentin einverstanden. Und Gerichtsschreiberin Juliane Millinghaus füllte fein säuberlich die Urteile aus.
Bürgermeister Otto Neuhoff und Erste Beigeordnete Cigdem Bern wurden zusammen von den Stadtsoldaten vor den Kadi geschleppt. Gerd Papenbrock war milde gestimmt und spielte auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadt in Sachen Zoch an. „Wieder so ein Klüngel“, schimpfte Scheel. Aber: Otto Neuhoff erhöhte freiwillig auf 50 Euro. Papenbrock: „Und Frau Bern gibt zum Einstieg 20 Euro dazu.“
Auch Gérard Resibeau, Präsident der Gesellschaft „Amis de Flipp et Zabeth“ aus der Partnerstadt Berck-sur-Mer, blieb die Verhaftung nicht erspart. Und wieder vor die Schranken des Gerichts gezerrt: sozusagen der Präses der Karnevalisten, Herbert Breuer. So fiel es dem Hohen Gericht schwer, den Pfarrer zu verknacken. Aber fürs Brauchtum… naja, da zahlte Breuer für jede gehaltene Kölsche Mess eben einen Euro.
Dann ein Zwischenfall: Stadtsoldat Markus Ströder verhaftete im Gericht den Richter. Der Vorwurf an Papenbrock lautete, er habe sich nicht an die eigenen richterlichen Anordnungen gehalten. Vorgeworfen wurde ihm das vom Literat der Ziepches Jecke, Daniel Grewe. Denn: Bei dessen Verhaftung hatte Papenbrock Grewe zu 50 Euro verdonnert und gleichzeitig angekündigt, zum Gänseessen in dessen Einkehrhaus zu kommen. Was aber nie passierte.
Otto Neuhoff gab als Ersatz-Richter das Strafmaß für seinen Kollegen bekannt: „30 plus 20 Euro!“ Der Richter gab sich schuldbewusst: „Ich nehme an!“ Am Narrengericht ist nichts unmöglich.
Quelle: http://www.kamelle.de/narren-news/bad-honnef/Selbst-der-Richter-wird-verdonnert-article3489521.html